Goethe Menü im Erbenhof
Wir heißen Sie recht herzlich willkommen im Erbenhof im Herzen von Weimar! Treten Sie ein und nehmen Sie Platz.
Wir befinden uns in der Epoche, die die Wissenschaft als „den späten Goethe“ bezeichnet. Herr Geheimrat Goethe ist seit 4 Jahren mit Christiane Vulpius verheiratet. Sie führt das Haus, welches ihm Herzog Carl August 1749 geschenkt hatte. Goethe arbeitet derzeitig am Westöstlichen Diwan, Wilhelm Meisters Wanderjahren, den Wahlverwandtschaften und immer noch am Faust.
Sein Leben bestimmen die Arbeit als Staatsminister, die naturwissenschaftlichen Studien, das Repräsentieren bei Hofe, aber natürlich auch das Essen. Trinken und Genießen an seiner eignen Tafel. Wir können uns gut vorstellen, dass die im Haus Goethe gekochten Gerichte auch aus der Kochbuchsammlung seiner Großmutter, Anna Margaretha Justine Lindheimerin, spätere Frau Textor, stammen konnten.
Serviert auf Weimarer Porzellan im Stil der Zeit
Entstehung und Inspiration
Im Jahr 2016 fand im Goethe – und Schillerarchiv Weimar die erste Ausstellung zum Thema Kulinarik der Goethezeit statt. Im Jahr 2018 gab es die Anstellung mit Kochbüchern, Rezepten und Menükarten der Goethezeit noch einmal. Die Weimarer Foodbloggerin Petra Hermann, welche wir hoch achten, entdeckte so von einer Hofdame notiertes Rezept: „Sardellen Salat sehr gut“. Davon animiert, durchstöberte sie Originalunterlagen für die Kreation eines harmonischen Menüs, das der Dichter Anfang des 19. Jahrhunderts so gegessen haben könnte. Goethe liebte Fleisch, aber er war auch Tierfreund und das Wohl von Tieren lag ihm am Herzen.
So entstand ein 4-Gänge Menü, welches man sich gut an einem Abend im Jahr 1810 vorstellen kann. Die Rezepte wurden leicht modernisiert, halten sich aber im Wesentlichen an die überlieferten Anleitungen.
Goethe Menü
Tages Arbeit! Abends Gäste! Saure Wochen! Frohe Feste!
Geheimratsecken
Sardellensalat auf geröstetem Graubrot an Rote Bete Créme
Essen soll zuerst das Auge erfreuen und dann den Magen
Brühe vom Kalb mit kleinem Pastetlein
Köstlichkeiten von der Oma
Gut Wildbret mit Morchelsoße an Franken Knöpflein
Wer viel bringt, wird manchem etwas bringen…
Nonnenfürtz an Weinschaum und Apfelcréme,
dazu Welsche Nüsse (schwarze Nüsse)
Ein kleiner Vorgeschmack
Erster Gang
Beim geschmacklichen Herantasten an die Anfänge des 19. Jahrhunderts, erwarten Sie die „Geheimratsecken“. Eine Leibspeise von Goethe sei es gewesen; Sardellen, Ei, Pellkartoffeln und noch mehr sei drin. Goethe habe sich den Salat sogar in seine Loge ins Weimarer Hoftheater liefern lassen.
Angerichtet auf geröstetem Graubrot wird die Salznote des Fisches weich abgetönt vom Ei, den Kartoffeln und der süßlichen Rote Bete.
Zweiter Gang
Es folgt eine „Brühe vom Kalb mit kleinen Pastetlein“. Als kleine moderne Abwandlung erwarten Sie pilzgefüllte Teigtaschen. So eine Brühe wärmt den Körper und macht Vorfreude auf den Hauptgang. Noch nämlich ist der Magen leicht.
Hauptgang
Das Rezept kommt aus dem Rezeptbuch von Goethes Großmutter. Es erwartet Sie „Gut Wildbret mit Morchelsoße an Franken Knöpflein“. Zartes Wild, auf der Zunge schmelzend – und wohligem Duft. Die Morcheln sanft. Und Franken Knöpfle sind Semmelknödel. Nach Herrmann gebe es in dem Kochbuch von Goethes Großmutter übrigens nur ein einziges Gemüsegericht: gefüllte Weinblätter.
Dessert
Zum Schluss erwartet Sie „Nonnenfürtz an Weinschaum und Apfelcréme, dazu Welsche Nüsse (schwarze Nüsse)“.
Auch das Rezept stammt von Goethes Familie.
Die Namensgebung ist etwas unglücklich, in Wirklichkeit leite es sich von „Nonnekenfurt“ ab und das bedeute, „was Nonnen am besten können“. Die übrig gebliebenen Lebkuchen von Weihnachten gehen darin auf.
Der Weinschaum, die fermentierten Nüsse und die Apfelcreme sind das Sahnetüpfelchen, welche einfache Gerichte wie die Nonnenfürtz harmonisieren, um ihre Zunge zu verzaubern. Das Savoir-vivre in Weimar: essen wie Goethe.